Sinn und Unsinn der Dynamik Messung

Doch damit ist noch nicht alles gesagt. Denn gerade beim Pixelpeepen fällt auf, dass die RED eher "cinematisch" rauscht. Dieses Phänomen ist schwer messtechnisch zu erfassen. Aber wenn man schon zahlreiche Kameras vor Augen hatte, lernt man im Laufe der Zeit sehr unterschiedliche Rauschmuster kennen. Und die RED rauscht ähnlich einer ARRI (oder auch wie manche LUMIX-Modelle).



Dieses Rauschen lässt sich am ehesten dadurch charakterisieren, dass die Rauschpartikel tendenziell weniger Chroma-Anteile und etwas schärfere, definierte Kanten haben. Grundsätzlich ist dies oft ein Zeichen dafür, dass die digitale Signalelektronik eher weniger stark in das Geschehen eingreift (und ergo nicht so stark filtert).



"RAW eben", könnte man sagen. Doch dabei muss man wiederum außen vorlassen, dass viele moderne RAW-Dialekte mittlerweile ebenfalls mit integrierter Noise Reduction arbeiten, und dass viele der Vergleichskameras mit externen Recordern streckenweise anders rauschen, als bei der Aufzeichnung mit internen Codecs - unter anderem weil die Non-RAW Codecs ebenfalls noch einmal gerne mit einer zusätzlichen Noise Reduction arbeiten.



Auch die RED KOMODO erlaubt beim RAW-Decoding beispielsweise eine Chroma Noise Reduction, die in diesem Fall für das "cinematische Rauschen" mitverantwortlich ist, weil in diesem optionalen Fall nur chromatisches Rauschen bei der Entwicklung gefiltert wird.



Je weniger jedoch das Rauschen vor der Aufzeichnung reduziert wird, desto effektiver funktionieren Noise Reduction Algorithmen in der Nachbearbeitung. Und deswegen ist es eigentlich grundsätzlich etwas unfair, RAW-Kameras wie die KOMODO ohne eine zusätzliche Noise Reduction mit anderen Non-RAW-Kameras zu vergleichen.



Hierzu mal ein visuelles Beispiel, in dem wir das Testbild der KOMODO bei ETTR-7 in zwei Versionen gegenüber stellen. Einmal (links) direkt aus der Resolve Entwicklung (aber schon mit Chroma Noise Reduction) und daneben (rechts) das gleiche Bild mit anschließender temporaler Noise Reduction in Resolve:



RED KOMODO 6K -  Das Dynamik-Verhalten des Global Shutters : NOISE


Wie man sehen kann, ähnelt das rechte NR-Bild der KOMODO vielen Testbildern von Non-RAW-Kameras in extremeren ETTR-Leveln. Und würde die Kamera im subjektiven Sichttest locker um zusätzliche 1 -2 Dynamikstufen anheben, je nachdem wie aggressiv man die Noise Reduction einstellt. Eine stärkere Noise Reduction resultiert allerdings letztlich in Bildern, die immer unnatürlicher wirken, dafür aber eine hohe Dynamik aufweisen.



Und somit endet dieser Test diesmal als visuelles Lehrstück zur Problematik der Dynamik-Messung. Denn was man bei heutigen Kameras tatsächlich sieht (oder auch misst), ist in erster Linie die Noise Reduction. Dass durch fest implementierte Funktionen wie Highlight Recovery auch in den Lichtern die Dynamik keine vergleichbare, feste Grenze mehr besitzt, macht die Angabe einer Zahl als Dynamikumfang noch problematischer..




Fazit

Es ist erstaunlich, wie gut die RED KOMODO trotz Global Shutter Sensors neben der Rolling Shutter Konkurrenz bestehen kann. Maximal zwei Blendenstufen Verlust gegenüber den besten Vollformat-Modellen (+/- eine halbe Blendenstufe für die Highlight Recovery) attestiert unser visueller Vergleich der RED KOMODO. Für eine Kamera mit Global Shutter ist dies eine erstaunlich gute Einordnung. Zumal sich aufgrund des relativ natürlichen Rauschens in der Postproduktion das Dynamik-Niveau noch mindestens auf andere typische S-35 Cinekameras anheben lässt. In der Praxis sind bei der KOMODO die Dynamik-Abstriche (für die Vorteile eines Global Shutter Sensors) somit deutlich geringer als erwartet.



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