Aron: Dokumentarische Webserie mit der Nikon Z 9

Objektive und Autofokus


Bildmodi näher betrachtet


Pro und Contra zur Z 9


Wo ich die Kamera sehe




Ich habe die Kamera für eine kleine Webserie über den Umbau eines denkmalgeschützten Gebäudes genutzt. Das waren insgesamt drei Drehtage, die größtenteils Run-and-Gun von mir im Ein-Mann-Betrieb abliefen.



Gedreht wurde drinnen und draußen, Tag und Nacht, in unterschiedlichsten Lichtsituationen. Im Fokus stand oft das Gebäude an sich (das Dach, das Gemäuer, unterschiedlichste Räume, Details). Aber es gab auch dokumentarische Anteile der dort arbeitenden Menschen sowie Interview-Situationen.


Drei Nikon Z 9 Lesertests aus der professionellen Praxis + Bekanntgabe des Z 9 Gewinners : BTS

Was mir aufgefallen ist, ist dass die Kamera beim Rein und Raus vom warmen Gebäude in die Kälte und zurück überhaupt nicht gemuckt hat. Das Objektiv hat nicht beschlagen und auch bei Optikwechseln konnte ich keinerlei Beschlag auf dem Sensor feststellen.



Wir hatten ein Stativ dabei, haben es aber nur bei zwei Interviews überhaupt genutzt. Weitere Interviews und vor allem auch die Gänge durchs Haus habe ich alle aus der Hand gemacht. Der bewegliche Sensor hat mich zwar nicht ganz so sehr umgehauen wie der der S1/S1H, funktionierte aber gut genug, dass ich mir das Filmen ohne Gimbal oder Stativ zugetraut habe. Für eine etwas ambitioniertere Fahrt (siehe Video unten) hätte ich aber dennoch ein Gimbal gebraucht. Eine Stabilisierung im Nachhinein sollte es aber erträglich machen. Teilweise habe ich auch die crop-behaftete, elektronische Stabilisierung dazugeschaltet, um zu schauen, wie die performt. Der Unterschied war nicht riesig, aber spürbar. Und Pixel hat die Kamera ja genug.



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Apropos: Da die Webserie in 1080 landen sollte, habe ich hierfür alles in UHD gedreht. In H265 und 10-Bit. 8K kam mir wie ein Overkill vor, die habe ich später gesondert getestet.


Da ich das Material nicht selber Graden und Schneiden werde, habe ich mich für einen schnellen Turn-Over entschieden und alles in SDR im PictureControl „Flach“ gedreht. Das mache ich eigentlich nie und musste daher im Vorfeld ein bisschen testen, ob ich das wirklich anbieten kann. Der Bildmodus liefert, auch wenn ich aus dunklen in helle Bereiche gehe, einen guten Dynamikumfang. Helle Bereiche können ausfressen, allerdings erträglich. (siehe Video unten)





Objektive und Autofokus

Gedreht habe ich auf dem 24-70 und dem 20er. Beides Nikkor S Objektive, die wie zu erwarten sehr gut mit der Kamera harmoniert haben.


Der stufenlosen Blendenring ist ok, allerdings ist er ohne Hardstops für motorisierte Blendenfahrten eigentlich unbrauchbar. Während der Aufnahme händisch an dem dünnen Ring zu drehen, ist auch nicht super praktisch. Da hätte ich lieber einen mit Stufen gehabt, damit man zwischen den Aufnahmen schnell ohne nachdenken zu müssen eine Blende auf oder zu machen kann.



Die Schärfe habe ich zu 80 Prozent dem Autofokus überlassen. Hat man den AF-F Modus statt des AF-C erstmal als den richtigen Modus identifiziert, geht das wirklich gut und gibt während des Run-And-Gun-Drehs genug Kapazitäten fürs Framing frei. Der Modus AF-C, wie wir ihn von anderen Kameras als den kontinuierlichen AF kennen, ist hier irgendwie nur solange kontinuierlich, wie wir den Auslöser halb gedrückt halten. Mir fällt dazu kaum eine Drehsituation ein, für die ich das gebrauchen könnte. Zumal: Cool fand ich den L-Fn Button auf dem Objektiv, mit dem ich den Autofokus anhalten konnte. Also quasi andersrum gedacht als AF-C plus Auslöser. So kann ich bequem eine gewünschte Schärfeebene halten und z.B. aus der Unschärfe anfangen oder Menschen in die Unschärfe abgehen lassen und mich trotzdem während des Takes auf den Autofokus verlassen. Sehr cool! (siehe Video unten)



In einer Drehsituation in einem Heizraum mit viel Aluminium-Isolierung ist der AF komplett ausgestiegen.(siehe Video unten)


Drei Nikon Z 9 Lesertests aus der professionellen Praxis + Bekanntgabe des Z 9 Gewinners : AF

Wenn ich mal manuell geschärft habe, ging das gut von der Hand. Hardstops hätte ich mir aber auch hier gewünscht.




Das Schärfe-Display oben auf dem Objektiv fand ich ok, eine durchgehend sichtbare analoge Skala hätte ich aber lieber gesehen. Von mir aus dual mit der digitalen Anzeige für die Schärfentiefe. Das ist natürlich ein schönes Feature bei dem Nikkor.



An Zubehör habe ich tatsächlich kaum etwas genutzt. Den Empfänger des Ansteck-Mikros konnte ich easy auf den Cold-Shoe stecken und über Klinke das Signal in die Kamera geben. Der Input wurde direkt erkannt. Für die Interviews gabs ein LED-Panel extra, ansonsten Tageslicht bzw. Mischlicht.





Bildmodi näher betrachtet

Eine geplante Möglichkeit, die Kamera auch im größeren, szenischen Kontext zu testen, hat sich auf Grund einer Verschiebung des Drehdatums zerschlagen. Gedreht wird hier nun auf einer Sony FX6, also einer in vielen Belangen kompetitiven Kamera.


Stattdessen habe ich noch einen Bildmodi-Vergleich im Garten gemacht. Mit starken Kontrasten und Enten.





Dabei ist mir zunächst aufgefallen, dass die Aufnahme bei maximalem Codec (8K N-Raw 60p) immer nach 7 Sekunden abbricht. Bei 50p hat die Aufnahme einmal anderthalb Minuten durchgehalten, aber sie ist auch hin und wieder früher ausgestiegen. Die mitgelieferte Karte ist eine Angelbird 256GB AV Pro CFexpress mit Schreibgeschwindigkeiten von max. 1500 MB/s und konstanten 500 MB/s. Da hätte ich mir als Leihgabe von Nikon entweder die Eigenentwicklung oder die Mk2 von Angelbird gewünscht, um ihre Kamera auch gebührend testen zu können. Weird. (Anmerkung d. Red.: Leider ist es bei der Versendung zu einem Fehler gekommen, statt Angelbird Mark2 wurden versehentlich die langsameren Mark1-Karten beigelegt, welche nicht für 8K/60p geeignet sind.)



Ich habe folgende Aufnahmen verglichen:


8,3K, 50/60p, N-Raw, N-Log


UHD, 60p, ProRes HQ, N-Log


7,6K, 30p, H265, SDR


FHD, 60p, H264, SDR



In der Nachbearbeitung habe ich dann alles auf 30p angeglichen und in eine UHD Timeline gepackt. ProRes ist also pixelidentisch, H265 und N-Raw runterskaliert und (für den Spaß an der Freude) das FullHD Material aufgeblasen.


Gearbeitet habe ich mit Davinci Resolve im Color Managed System. N-Log wurde sofort erkannt und recht angenehm in SDR angezeigt. Keine zu starken Kontraste oder übertriebene Farben.


Während ProRes gewohnt einen leichten Magenta-Stich hat, kommt das N-Raw etwas grünlich daher. Der Detailgewinn von N-Raw 8,3K gegenüber dem UHD ProRes ist enorm und sofort spürbar. Auch gegenüber 7,6K H265 finde ich ihn noch spürbar. An der Auflösung dürfte das eigentlich nicht liegen, also scheint es an der Kompression oder dem Bayering zu liegen.



Interessant fand ich die Highlights. Hier gibt es quasi überhaupt keine Reserven. Wenn es clippt, ist es weg. So kantig hatte ich den „Roll-Off“ bei bisher keiner Kamera, an die ich mich erinnern kann. In ProRes gibt es einen Hauch Spielraum, der bringt aber nicht viel. Ich würde hier also immer, wenn ich 100%+ Bereiche im Bild habe, eine S-Kurve anwenden, die helle Stellen unterhalb der 100% anhebt, damit der Übergang weicher wird. Oder mit Glow arbeiten.



Der Rechner ist ein gut gealterter iMac von 2014 (i5/Radeon R9). Davinci Resolve 18. Von 8K flüssig kann hier nicht die Rede sein. Aber ich kam klar.





Pro und Contra zur Z 9

Allgemeine Pros:



- Keine Frage, die Kamera ist super intuitiv (bis auf die Tatsache, dass bei Nikon alles falschrum ist ;-)). Und man gelangt schnell zu sehr guten Ergebnissen.



- Der große Akku ist ein Killer. Ich habe bei insgesamt 5 Einsatztagen 1x (!) geladen und das auch eher aus Gewohnheit. Klar, keine vollen 12-Stunden Drehtage. Aber auf 20 Stunden kam ich wohl schon insgesamt.



- Die vielen Knöpfe, nicht nur frei belegbar, sondern auch explizit für z.B. Ton, fand ich super!



- Fertigung/Wertigkeit, Klappdisplay, Steckerabdeckungen... alles top.



Cool fand ich den L-Fn Button auf dem Objektiv, mit dem ich den Autofokus anhalten konnte. Also quasi andersrum gedacht als AF-C plus Auslöser. So kann ich bequem eine gewünschte Schärfeebene halten und z.B. aus der Unschärfe anfangen oder Menschen in die Unschärfe abgehen lassen und mich trotzdem während des Takes auf den Autofokus verlassen. Sehr cool!



Allgemeine Contras:



- Die Position des Rec-Knopfs gefällt mir nicht. Ich muss den Zeigefinger unnötig lang machen. Eine Zeigefinger-Position weiter vorne oder noch besser eine Daumen-Position würde ich mir da mehr wünschen.



- Cool ist zwar natürlich die Dopplung der meisten Knöpfe auf die Hochkant-Lage der Kamera (durch den quasi fest verbauten Akku-Handgriff). Aber dann hätte es in Zeiten von Hochkant-Video auch einen Rec-Button dort vertragen können. Hätte ich zwar nicht gebraucht, aber hey!



- Die Restminuten-Anzeige war enorm ungenau. Ich habe mich erst gewundert, dass es teilweise keinen Unterschied der Restminuten bei unterschiedlichen Auflösungen und Framerates gab. Hab gedacht, naja, vielleicht gleiche Bitrate... Aber nach einer Stunde Arbeit war die Minutenanzeige nur um drei Minuten runter gegangen. Für eine ausführlichere Testserie des Problems hatte ich leider keine Zeit.


- Dass der kontinuierliche Autofokus etwas ungewohnt nicht AF-C sondern AF-F heißt, habe ich bereits erwähnt.



- N-Log war aber auch einigermaßen versteckt und ich musste es tatsächlich googlen. Dass es nicht direkt bei den PictureControl Optionen dabei ist, finde ich ok. Aber dort in der Nähe hätte ich es vermutet. Wenn ich im Menü auf Video-Dateityp gehe, vermute ich genau das dahinter. H265, H264, ProRes (Raw) und N-Raw. Am rechten Bildrand steht immer noch der standardmäßige Hinweis SDR. Gut, da denke ich mir, dort kann ich wohl auf HDR (bzw. HLG) umstellen. Dass sich dort dann N-Log versteckt, finde ich leider wenig intuitiv. Zumal im Menüpunkt Video-Dateityp! Aber googlen dauert zum Glück nicht lange und der inhaltliche Zusammenhang zu SDR ist ja auch nicht vollkommen falsch.







Wo ich die Kamera sehe

Da ich kein Fotograf bin, kann ich darüber nicht viel sagen, obwohl ich direkt gemerkt habe, dass es Spaß macht, damit zu knipsen, weil man einfach sehr schnell zu guten Ergebnissen kommt.



Im Bewegtbild kann ich mir eine Menge mit der Kamera vorstellen - die Bandbreite an Codecs, Auflösungen und Framerates ist riesig.


Schnelle, dokumentarische Sachen mit kleinen Teams, Imagefilme, Social Spots... Da brilliert die Kamera aus dem Stand heraus. Handheld, geriggt auf Schulter oder auf dem Stativ ist dabei egal. Im Gimbal und in einer Drohne kann sie sicher auch eine Menge.



Im gehobenen Cine-Bereich mit maximaler Auflösung und Codec würde ich der Kamera 1-2 Drehtage im Bereich Werbung oder Musikvideo durchaus zutrauen. Für einen Spielfilm hingegen sehe ich sie nicht. Da spricht immer noch alles für belastbare Arbeitstiere.


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