Meinung REDs Compressed RAW Patent bleibt gültig - Wie geht es jetzt weiter?

REDs Compressed RAW Patent bleibt gültig - Wie geht es jetzt weiter?

Compressed RAW-Aufzeichnung in der Kamera - Wer hat´s erfunden? Jedenfalls nicht die Schweizer. Vielmehr gebührt - jetzt juristisch bestätigt- weiterhin RED die Ehre. Und damit auch das Recht für weitere Lizenzforderungen?

Das war wohl die Überraschung zum Wochenende: Nachdem Apple die Gültigkeit von REDs berüchtigtem Compressed RAW-Patent angefochten hatte ging praktisch die gesamte Videowelt davon aus, dass RED sein Patent aufgrund von Trivialität bzw. Prior Art verlieren wird. Doch Justitia sah dies wohl anders als viele Nicht-RED Anwender. Dem Antrag von Apple wurde nicht stattgegeben. Und das dürfte die Karten in den RAW WARS ein weiteres mal neu mischen.



Eigentlich kann es nicht viele Gründe geben, warum Apple das Patent für nichtig erklären wollte: Es dürfte sich auf jeden Fall darum drehen, dass entweder Apple selbst oder seine potentiellen ProRes RAW Lizenznehmer keine Lizenzgebühren an RED abführen müssten. Betrachtet man das Patent genauer, so geht es nach unserer Auffassung wirklich nur um die interne Aufzeichnung eines komprimierten RAW Datenstroms in einer Kamera.



ARRI und SIGMA wären von diesem Patent nicht betroffen, weil deren RAW nicht komprimiert ist. Blackmagic will davon nicht mehr betroffen sein, weil deren Blackmagic RAW zwar komprimiert, aber eben kein RAW mehr ist. Sony hat sich bekanntlicherweise mit RED nicht-öffentlich geeinigt. Dagegen würde Canon mit der Canon Cinema RAW Light Aufzeichnung (z.B. in der C200) genau dieses Patent verletzen.



Da die kommende RED Komodo jedoch mit einer Canon RF-Mount ausgestattet wird, gehen wir hier von einem Patentaustausch-Abkommen hinter den Kulissen aus. Wir erlauben uns sogar so weit zu spekulieren, dass RED sich selber gar nicht so sicher sein konnte, dass das Patent in Zukunft hält und deswegen ein Deal mit Canon lohnenswerter erschien: Besser ein exklusiver Zugriff auf eine moderne Mount Technologie mit viel frischem Glas (und guten Stabilisatoren!) als vielleicht später gar nichts mehr in der Hand. Und wer weiß, vielleicht hat RED für seine Komodo auch noch Canons Dual Pixel Autofokus mit-(v)erhandelt?



Doch eine andere Frage lädt noch zu weitaus mehr Spekulation ein: Nämlich warum Atomos an RED Lizenzgebühren für dieses Patent bezahlt. Die Atomos-Recorder sind ja keine Kameras und damit eigentlich von diesem Patent gar nicht berührt.



Eine schlüssige Antwort wäre: Um den Kamera-Herstellern den Rücken frei zu halten. Denn natürlich stellt sich die Frage, an welcher (Hardware-)Stelle das Red Patent durchgesetzt werden soll, wenn das RAW-Signal extern weitergereicht wird. Oder genauer gefragt: Ist eine Kamera, die ein unkomprimiertes RAW Signal an einen angedockten Recoder zur Kompression schickt, selbst von dem Patent betroffen?



Wir würden schätzen, wenn schon Atomos an der Stelle der komprimierten Aufzeichnung die Lizenzgebühren zahlt, kann RED wahrscheinlich nicht noch einmal bei der Kamera Lizenzen einfordern, da diese ja RAW unkomprimiert ausgibt. Hersteller wie Panasonic oder Nikon würden auch sehr wahrscheinlich ihr externes RAW Engagement einstellen, wenn sie hierfür noch zusätzliche Lizenzgebühren an RED abführen müssten. So erscheint es uns ebenfalls schlüssig, dass letztlich Apple ein Interesse hatte, potentiellen Kamera-Herstellern Rechtssicherheit gegenüber möglichen RED Patent Forderungen zu bieten. Was nun jedoch nicht geklappt hat.



Es ist jedoch noch eine zweite Möglichkeit denkbar: Und zwar dass RED für ProRes RAW selbst Lizenzzahlungen einfordert. Und somit gar nicht die Kamerahersteller sondern die Softwaretechnologie in den Fokus stellt, die eine Kamera um diese Funktionalität erweitert. Dies würde ebenfalls die Zahlungen von Atomos an RED erklären. Und Apple wäre wohl einfach nur gegen das Patent vorgegangen, um solchen Lizenzzahlungen aus dem Weg zu gehen. Doch wie würden nun aufgrund der weiteren Gültigkeit des Patents die Lizenzzahlungen für ProRes RAW bei Drittanbietern ausfallen? Werden für die Implementation von ProRes RAW nun Lizenzforderungen von Apple oder von RED fällig? Oder sogar von beiden?



Und ein weiterer Elefant betritt den Raum: Mit den kommenden Blackmagic Video Assist HDR Recordern soll ja das unkomprimierte RAW diverser Kameras ebenfalls komprimiert aufzuzeichnen sein. Nur eben nicht als ProRes RAW sondern als Blackmagic RAW. Das sich jedoch nicht von dem Red Patent berührt sieht, aber faktisch nun wirklich fast das gleiche bewirkt wie ProRes RAW in den Atomos Recodern.



Und falls Hersteller wie Nikon oder Panasonic auch noch an interner, komprimierter RAW-Aufzeichnung gebastelt haben, dürfte nach diesem Wochenende jetzt erst mal ein strategisches Meeting der Entwicklungs- mit der Rechtsabteilung auf dem Programm stehen.



Die RAW WARS bleiben also spannend - im besten Fall bis ins Jahr 2028. Denn erst da läuft das RED Patent dann offiziell aus...



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