Die Pocket Cinema Camera im Einsatz

/// Allerdings hatte ich mich ein bißchen gewundert, ihr scheint ja wirklich mit der nackten Kamera gedreht zu haben, völlig ungerigged. Konntet ihr denn da noch irgendwas erkennen auf dem Display? Wir fanden das beim Testen ziemlich schwer.



Ja, ich finde das auch wahnsinnig schwer -- wenn ich das hätte selbst drehen müssen, ich hätte das nicht hingekriegt. Wenn man die Kamera draußen hinstellt und einschaltet, sieht man kaum, ob sie überhaupt an ist. Und die Blende einstellen mit den Pfeiltasten... das Handling ist nicht wirklich super, finde ich. Ich habe mir auch selber eine gekauft für den Hausgebrauch, um die Kinder zu filmen, aber dafür ist sie eigentlich schon zu kompliziert. Für die Serie hatte ich aber das Glück, mit dem Kameramann André Götzmann zu arbeiten, der die Kamera von Anfang an super fand -- es ist ihm zu verdanken, daß die Bilder so toll geworden sind. Daß er mit dem kleinen Monitor jederzeit in der Lage war, die Schärfe zu finden... Wir haben ja fast immer draußen gedreht, die Reihe spielt kaum in Innenräumen. André sagt dazu, daß er sehr intuitiv mit der Kamera arbeiten muss.



Schätze Südostasiens -- mit der Blackmagic Pocket ins ARTE-Programm : markt




/// Und wie habt ihr dann die Schärfe bestimmt -- über die Entfernung? Immerhin ist die Schärfentiefe bei der Pocket ja nicht so wahnsinnig groß...



Nein, durch das Peaking. Mit der Schärfentiefe, naja – je nachdem, mit welcher Blende du drehst und wie nah dran du dran bist, ist es immer noch schwierig genug. Wir haben schon auch stark mit selektiver Schärfe gearbeitet als Teil des visuellen Konzepts. Sonst hätten wir ja auch mit so einer Kleinchip-Reportagekamera drehen können. Bei der Blackmagic Pocket braucht man dafür aber wirklich ein besonderes Talent -- ich habe ja auch bei manchen meiner Filme selbst die Kamera gemacht, aber ich würde mir das ohne Rig kaum zutrauen. Ich bräuchte schon einen extra Viewfinder. Aber das ging für uns nicht, das hätte dann wieder komisch ausgesehen. Die Leute dachten ja alle, das sei ein Fotoapparat.



/// Und den Ton, den haben immer die Regisseure gemacht?



Genau. Ich hatte ein Zoom H4n, das habe ich bei den Interviews den Leuten auch immer unter die Nase gehalten. Also kein Richtmikrofon, Windpuschel und all das, was ja jahrelang die Berufsrealität war und immer noch ist. Gestern habe ich die ersten beiden Mischungen bekommen und es klingt total super. Auch schöne Stereo-Atmos zu ziehen war zum Teil wirklich einfach. Das Zoom sieht ja auch noch fast aus wie ein Handy und fällt überhaupt nicht auf.



/// Nachher müßt ihr dann den Ton und das Bild wieder zusammenfrickeln.



Das wird mit Plural Eyes gemacht, was ganz gut funktioniert. Man braucht natürlich immer irgendein Referenzgeräusch.



/// Was hattet ihr denn für Optiken an der Pocket?



Wir hatten einige Panasonic-Objektive dabei, darunter das 12-35mm mit Bildstabilisation. Dann hatten wir noch eine Olympus M.Zuiko 12mm f/2 Optik für Beautyshots mit geringer Schärfentiefe. Insgesamt waren es sechs Optiken.



/// Einen Speedboster für Optiken hattet ihr nicht?



Den gab es zum Drehzeitpunkt noch nicht. Wir sind Ende Oktober losgefahren; wir hatten auch noch kein Software-Update für die Blackmagic. Wir haben die Kamera so bekommen wie sie anfangs war...



/// ... also auch mit Sensorblooming?



Ja aber das kam sehr selten vor, da wir kaum direkt in die Sonne gefilmt haben.



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/// Wie sah es mit der Stromversorgung aus?



Wir hatten ganz viele Akkus dabei. Dieses ganze Gemecker in den Foren darüber, daß die Akkus nicht lange halten kann ich nicht nachvollziehen. Okay, es könnte besser sein, aber die Akkulaufzeit ist bei so einem Projekt eigentlich das geringste Problem. Die Nikon-Akkus sind ja ganz klein und leicht. Man kann auch gut die Nachbauten nehmen, die funktionieren sehr gut. Also, wir hatten die Taschen voller Akkus und hatten immer genug Strom.



/// Na solange es nicht die von Anton Bauer sind... Aber wenn man länger am Stück dreht und dann geht mittendrin der Strom aus, das ist natürlich nicht so toll.



Ja, aber wir drehen ja nicht stundenlang einen Take. Wir machen ja keine Live-Übertragung, sondern drehen einen Film. Und selbst wenn bei einem Interview der Akku mittendrin versagt -- dann stellst du halt die Frage nochmal. Ich hatte damit überhaupt kein Problem.



/// Man vergißt natürlich auch immer gern, daß das keine echte Profikamera ist -- sobald man etwas hat, was gut ist, möchte man, daß es perfekt ist. Also klagen auf hohem Niveau.



Sie liefert aber Bilder wie eine Profikamera – mit einem viel besseren Codec als die großen Reportagekameras, mit denen ich sonst drehe. Und solange die Bilder perfekt sind, bin ich gerne bereit, andere Zugeständnisse zu machen. Wenn ich etwas kaufe, das richtig teuer ist, sind meine Erwartungen auch recht hoch. Meine Spitzfindigkeit gegenüber dem Produkt steigt sozusagen mit dem Preis. Aber wenn ich etwas relativ günstig bekomme und es ist in vielen Punkten noch viel besser als das, was ich vorher hatte, dann bin ich da recht gnädig.



Die Drehs der letzten Jahre verbrachte man ja damit, riesige Kisten in den Teambus zu laden, und schleppen, schleppen. schleppen. Du hast einen Tross von Leuten, die in Teilen auch die Protagonisten verschrecken. Diesmal war das anders: Ein schnelles, sehr flexibles, unintrusives Arbeiten – das hat Spaß gemacht.





/// Das hat man natürlich auch schon über die DV-Kameras gesagt: endlich kann man unauffällig und einfach drehen. Aber nachher hatte man dann halt ein Bild, das sah nach Video aus.



Ja, das war nicht schön. Aber jetzt kann man eben beides haben, was für mich eine richtige Revolution ist. Mein Berufsleben hat sich völlig verändert und ich möchte nicht zurück. Und die Farbkorrektur war ein Fest...



/// Die habt ihr mit Resolve gemacht?



Nein, das haben wir am AVID Symphony gemacht. Ich mach das ja nicht selber, sondern mit einer Koloristin, und in dem Produktionshaus haben sie ihre gewohnten Worksflows. Aber mir ist es eigentlich auch ziemlich schnuppe womit das koloriert wird, Hauptsache es sieht am Ende gut aus. Was wir außerdem in der Post gemacht haben, ist "entwackeln". In vielen Situationen ging es einfach nicht, mit Stativ zu drehen, und wir haben manche Bilder mit ProDrenalin und After Effects nachträglich stabilisiert.



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/// Wie habt ihr eigentlich mit Licht gearbeitet, hattet ihr irgendwas dabei?



Nein, das war komplett available Light, Lampen hatten wir keine dabei. Wir haben aber die Drehorte um das gute Licht herum organisiert. Wir haben ganz oft früh morgens gedreht, bis um 9 wenn das Licht flach wird, und dann wieder am späten Nachmittag. Dazwischen haben wir Recherche, Motivsuche, Interviews in Innenräumen gemacht. Da haben wir schon recht genau darauf geachtet, weil wir meist dieses goldene Licht wollten. Wir haben auch sehr stark bei den Drehorten geschaut, was sieht hier gut aus -- wo sieht es gut aus, und wann sieht es gut aus.




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