Apples Stärke war bisher, wirklich runde, nützliche, intuitiv verständliche und alltagstaugliche Geräte auf den Markt zu bringen, wo andere Hersteller mit unausgereiften und benutzerunfreundlichen Proof of Concept-Produkten vorgeprescht waren.Funless hat geschrieben: ↑Di 06 Jun, 2023 14:48 Die größtenteils bisher erfolgten negativen Reaktionen auf die Vision Pro sehe ich persönlich eher aufgrund misslungenem Erwartungsmanagements beim interessierten (Fach)publikum. Es erwartete das was man bisher als Augmented/Mixed Reality Brille "verstand", respektive definierte und ist nun dementsprechend "enttäuscht". Ich wiederhole mich da gerne: die Vision Pro wurde nicht als 24/7 dauerhaft nutzbares Gadget vorgestellt und ist auch nicht so positioniert, weil es nicht als solches konzeptioniert wurde. Und das ist IMHO auch bei Apples Präsentation eigentlich klar ersichtlich.
Beispiele:
- PCs waren Frickeltechnologie vor Apples Macintosh 1984, und Microsoft brauchte +/- zwei Jahrzehnte, um mit Apple bei den PC-Betriebssystemen hinsichtlich Nutzerfreundlichkeit einigermaßen aufzuschließen;
- mp3-Player gab's lange vor Apples iPod, aber eben auch nur als Nerdgeräte ohne vernünftige Verwaltung von Musiksammlungen;
- Smartphones gab's schon lange vor Apple von Nokia ("Communicator"), Palm ("Treo") und sogar Microsoft (mit dem damaligen "Windows CE"), aber das waren teure, klobige, umständliche, alltagsuntaugliche Dinger, bevor das iPhone auf den Markt kam.
- Ditto bei Tablets - Microsoft und Intel hatten lange vor dem iPad eine ganze Geräteklasse von Tablet-PCs geschaffen (die u.a. von Asus gebaut wurden) und sogar tischgroße Touchpad-PCs, aber das blieben alles PoCs/Technikdemos.
Apple hatte auch bei allen o.g. Geräteklassen immer den Vorteil, dass sie mit kleineren, kompakteren/schlankeren Geräten auf den Markt kamen als die klobigen Produkte, die es davor von anderen Herstellern gab - und sich diese Nutzerfreundlichkeit und Alltagstauglichkeit von dafür unendlich dankbaren Kunden gut bezahlen ließen.
Bei VR/AR hätte ich von Apple erwartet, dass sie eben nicht mit einer schweren Nerd-Kapsel auf den Markt kommen, sondern die Sets von Oculus/Quest & Co mit einer genial-einfachen Lösung (wie z.B. einer eleganten halbdurchsichtigen Brille) hinter sich lassen.
Ich bin 100% d'accord mit Dir, dass das Vision Pro ein Proof of Concept ist - aber so etwas passt eigentlich besser zu Herstellern wie Microsoft und Facebook/Meta als zu Apple...
EDIT: Unter Jobs waren Apples Entwicklungsteams so eingerichtet, dass da neben Ingenieuren immer auch Künstler/Designer und sozial-/geisteswissenschaftlich ausgebildete Entwickler (z.B. Kulturanthropologen) arbeiteten. Wäre das bei Apple auch heute noch so, und hätte da auch nur ein Anthropologe im Entwicklungsteam von Vision Pro gesessen, würde es diese KI-Gesichtssimulation auf dem Außendisplay und den KI-Bildgenerator-Avatar des Nutzers in Facetime[!] niemals gegeben haben. (So etwas denken sich doch sonst nur Soziopathen wie Zuckerberg aus.) Vermutlich hätte da Jobs auch ganz ohne Anthropologen selbst den Stecker gezogen und die Leute, die sich sowas ausdenken, in die kalifornische Wüste geschickt...